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Michael Bogdanov, 15.12.1938 - 16.4.2017

Gibt es die schönste Zeit des Lebens? Ja! Und sogar gleich mehrfach. Die eine schönste Zeit meines Lebens verbindet mich mit Michael Bogdanov. Der Waliser holte mich 1989 als Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg an dieses größte Sprechtheater Deutschlands (und nach dem Wiener Burgtheater das Zweitgrößte im deutschsprachigen Raum), an dem ich als Art-Directorin für die Programmhefte, Plakate und diversen Werbemaßnahmen verantwortlich sein durfte. Ja, „durfte“, denn die Arbeit an so einem Haus ist nicht immer einfach und oft auch extrem stressig, aber sie ist auch ein unglaubliches Privileg. Auf Gustav Gründgens Spuren durch die, im Zuschauerbereich wunderschönen und hinter der Bühne und den Garderoben völlig labyrinthischen, Gänge zu gehen, ist allein schon ein Erlebnis. Die Gelegenheit, Theater einzusaugen, Produktionen von Beginn an zu begleiten, wunderbarste „Kollegen“ wie Moni Bleibtreu, Uli Tukur, Ortrud Beginnen, Gustav Peter Wöhler und Roland Renner kennenzulernen, all das verdanke ich der Tatsache, dass Michael Bogdanov gefallen hat, wie ich in der Theaterbeilage des Hamburger Abendblatts seinen „Hamlet“ beworben habe.

Michael, der zu jeder Premiere mit seinem eigenen Fläschchen Rotwein in der Umhängetasche erschien, der einen wunderschönen „Milchwald“ von Dylan Thomas mit einem unvergleichlichen Gerhard Garbers als Erzähler auf die Hamburger Bühne brachte, der die Royal Shakespeare Company mit Ian Mckellen nach Hamburg holte, und der so wenig Dünkel hatte, dass ihn die Journaille bald als den „Schafscherer aus Wales“ verunglimpfte.

Dabei war genau das so liebenswert an Michael Bogdanov. Er war sehr demokratisch-britisch und gab nicht viel auf Konventionen. Und deshalb verdanke ich ihm auch mein einziges Mal auf dem roten Teppich, wo er am 90. Geburtstag des Schauspielhauses in einer alten Kutsche zur Eröffnung vorfahren sollte, und kurzerhand einen Jung-Regisseur und die als Matrose verkleidete Art-Directorin, die zufällig des Weges kamen, mit in die Kutsche lud, um nicht allein fahren zu müssen.

Auch später hat Michael mir mit seinen Inszenierungen viel Freude bereitet, zuletzt mit „Laurel & Hardy“ in den Hamburger Kammerspielen, mit dem begeisternden Uli Bähnk und meinem sowieso allerliebsten Lieblingsschauspieler Roland Renner. Nach einer Vorstellung habe ich ihn dort im Herbst 2016 noch kurz getroffen, leider war es das letzte Mal.

Eileen Heerdegen